Jahresbericht 2024/2025
2024 war ein bewegendes Jahr und vieles hat sich nicht in Richtung einer solidari¬schen und menschenfreundlichen Gesellschaft entwickelt. Für uns als Caritas in der Landeshauptstadt ist das einerseits ein Warnsignal: Entsolidarisierung, scheinbar einfache Lösungen für komplexe gesellschaftliche Problemstellungen, zunehmende Polarisierung der Debattenkultur, kommunale Sparzwänge, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden, Spaltungstendenzen in "die" und "wir" - das ist alles genau das Gegenteil von dem, wofür wir als Caritas stehen. Und deshalb ist diese Entwick¬lung zweitens ein Auftrag an uns, differenziert Sachverhalte darzustellen, Brücken zu bauen, verschiedene Lebenswelten miteinander in Berührung zu bringen, entschie¬den einzutreten für Nächstenliebe und Solidarität. Glücklicherweise gibt es drittens auch sehr, sehr viele positive Entwicklungen, beispielsweise das hohe Engagement, die Kompetenz und das Herzblut, mit dem unsere Kolleginnen und Kollegen am Werk sind und jeden Tag die Caritas, was ja im Wortsinn "Nächstenliebe" bedeutet, wahr werden lassen.
Das tun wir beispielsweise in der Altenhilfe, in der wir trotz der Gefahr einer zergliederten, funktionalisierten Pflege (Stichwort "PeBeM") mit unserem Konzept der "Beziehungspflege on Tour" den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Das kürzen wir übrigens "Beso" ab, was auf Spanisch "Kuss" bedeutet.
In unserer Behindertenhilfe ermöglicht das Bundesteilhabegesetz, dass wir mit unseren Bewohner_innen notwendige, "normale" Dinge tun. Eine Bewohnerin, die sich selbst im nahe gelegenen Supermarkt Schokolade kaufen möchte - das war früher kaum möglich, weil die Zeit nur für basale Grundbedürfnisse reichte. "Das hat mir teilweise echt das Herz gebrochen", sagt einer unserer Mitarbeiter.
In unserer Migrationsberatung begleiten wir Menschen durch den Behördendschungel und ermöglichen damit Integration. Ein besonders hoffnungsvolles Beispiel ist Michael Alwarie, der seit diesem Jahr auch deutscher Staatsbürger ist und sich sehr gefreut hat, bei der Bundestagswahl wählen gehen zu dürfen.
Wir laden Sie herzlich ein, sich mit diesem Bericht einen Eindruck von unserer hoff-nungsbringenden Arbeit zu machen. Sie werden sehen: Die Menschen, für die wir da sind, haben nicht nur "Bedarfe" und Sorgen, sie haben Talente, sie sind freundlich, interessiert - eben ein Teil unserer Gesellschaft. Und sehr oft: von unglaublicher Kraft. Diese Kraft möchten wir Ihnen und uns allen mitgeben - um aus ihr zu schöpfen für anstehende Herausforderungen und die Suche nach visionären Lösungen.